Servus meine Lieben und herzlich willkommen zu Folge 1 von Job Shots!
Falls ihr gerade zufällig über diesen Post gestolpert seid und euch wundert, worum es geht, dann schaut doch hier einmal vorbei: LINK JOB SHOTS POST
Für alle, die schon Bescheid wissen: schnallt euch an, denn heute geht es ab auf den Traktor und rein ins Kürbisfeld! Denn meinen ersten Job Shot habe ich bei Karin auf dem familieneigenen Kürbishof in Niederösterreich zu mir genommen. Von frühmorgens bis spätabends durfte ich im Familienbetrieb mitarbeiten, bei der Ernte helfen, Fragen stellen und alles über die Gewinnung von Kürbiskernöl lernen. Denn der Anbau und die Ernte ist neben den alltäglichen Arbeiten ein Hauptbestandteil der Aufgaben, die auf dem Hof von Karins Familie anfallen. Und nicht zu vergessen die Grundlage dafür, dass die geernteten Kürbiskerne zu hochwertigem Kürbiskernöl verarbeitet werden können. Und wie es sich für einen guten Job Shot gehört, habe ich mein gesammeltes Wissen für euch in ein hochkonzentriertes “Kürbiskernöl-Herstellungs 1x1” verwandelt.
Der Ausgangspunkt des Ganzen ist eigentlich recht selbsterklärend: um Kürbiskerne ernten zu können, muss man natürlich erst einmal Kürbisse besitzen. Von Ende April bis Mitte Mai erfolgt daher die Aussaat, in der die Kürbisse in Reihen von 0,8 bis 1,3 Meter Abstand zueinander ausgesät werden. Dieser Abstand ist wichtig, um später zwischen den Reihen mechanisch mit dem Kürbishackgerät (jap, es heißt wirklich so) durchhacken zu können. Dies geschieht in der Regel 1-3 mal in der gesamten Anbauzeit. In manchen Jahren ist es jedoch auch notwendig, dass zwischendurch Unkraut händisch beseitigt wird. Daher ist es extrem wichtig, dass man seine Felder nicht einfach allein vor sich hinwachsen lässt, sondern ein wachsames Auge auf das Wachstum und die Bodenverhältnisse hat. Und wie ihr auf den Bilder erkennen könnt, ist ein Kürbisfeld ganz schön groß und resultiert in dem ein oder anderen gefahrenen und gelaufenen Meter.
Die Haupternte der Kürbisse findet dann zwischen September und Oktober statt und ich hatte großes Glück, dass ich genau in diesem Zeitraum einen Abstecher zu Karins Familie machen durfte. Während ich also auf dem Traktor saß, habe ich hautnah den Ernteprozess mitverfolgen können. Zuallererst werden die Kürbisse mit einem Kürbisschieber in Reihen geschoben. Die Ernte selbst erfolgt dann mit einer gezongenen Kürbiserntemaschine (jap, auch die heißt wirklich so). Über den Igel (eine Art Trommel mit Stacheln) werden die Kürbisse vom Boden aufgenommen und dem sogenannten Brecher zugeführt. Sobald die Kürbisse im Brecher landen, zerkleinert dieser sie und siebt sie mithilfe eines Rotors aus. Durch ein Lochsieb fallen die Kürbiskerne dann zunächst in einen Tank, aus dem sie dann in einen weiteren Anhänger gepumpt werden. Natürlich verkommt auch das zerkleinerte Fruchtfleisch nicht: es wird maschinell ausgesiebt und verbleibt als Dünger auf dem Feld, um den Boden für die nächste Ernte nahrhaft zu halten.
Disclaimer: Wichtig zu wissen ist, dass es bei dieser Art der Ernte primär um die Gewinnung der Kürbiskerne geht. Zier- und Speisekürbisse werden nicht auf diese Weise abgeerntet, da in dem Falle der Kürbis selbst natürlich nicht beschädigt werden sollte.
Weiter geht’s mit dem “Kürbiskernöl-Herstellungs 1x1”: nachdem die Kürbiskerne also auf dem Anhänger gelandet sind, werden sie zur sogenannten Trocknerei gebracht, dort gewaschen und im Anschluss für 12 bis 14 Stunden getrocknet. Sobald der gewünschte Trocknungsgrad erreicht ist, werden die Kerne noch einmal ausgesiebt, bevor sie in sogenannte Bigbags abgefüllt werden. Danach geht es für die Bigbags erst einmal ins Zwischenlager, in dem die Kerne weitere 4 bis 5 Wochen Ruhe genießen können, bis sie bereit zur Weiterverarbeitung sind.
Sobald die Kürbiskerne ihren 5-wöchigen Schönheitsschlaf gehalten haben, machen sie sich auf den Weg in die Steiermark, um dort durch Pressen in bestes Kürbiskernöl verwandelt zu werden. Für einen Liter Öl benötigt man in der Regel etwa 3 Kilo Kürbiskerne. Ihr könnt euch also ausmalen, wie viele Kürbisse notwendig sind, um eine Flasche mit Öl befüllen zu können. Das abgefüllte Öl macht sich dann auf den Weg in den Einzelhandel und ist somit bereit, um in unseren Küchen Verwendung zu finden.
Wie ihr seht, steckt ganz schön viel Zeit und Energie in der Gewinnung eines Liters Kürbiskernöls. Ich muss gestehen, dass ich mir dieses Aufwands bisher nicht bewusst war, wenn ich im Supermarkt nach einer Flasche Öl gegriffen habe. Aber genau deshalb lohnt es sich genauer hinzuschauen, Anbaumethoden zu vergleichen, Lieferketten zu hinterfragen und wenn möglich lokale Produkte zu kaufen, um Familienbetriebe wie den von Karin zu unterstützen, die mit viel Hingabe und Liebe ihre Kürbisse hegen und pflegen.
Ich möchte mich zum Abschluss meines ersten Job Shots nicht nur bei euch für das Interesse an dieser neuen Rubrik bedanken, sondern auch Familie Nendwich herzlich Danke sagen. Ich bin mehr als glücklich darüber, dass sie mir die Chance gegeben haben, euch einen Einblick in die Arbeit auf dem Hof zu geben und euch das Thema Kürbiskernöl-Gewinnung näherzubringen. Unten angehängt findet ihr noch den legendären Kürbiskernaufstrich von Karins Mama.
Ich hoffe, euch hat unser erster gemeinsame Ausflug ins Handwerk gefallen und ich freue mich schon, euch auf weitere Abenteuer mitzunehmen.
Alles Liebe,
Rezept Kürbiskernaufstrich wie Karins Mama:
Zutaten: 1 Becher Doppelrahmkäse Natur 1 Becher Crème Fraîche Natur 1/2 Becher Joghurt 2-3 Zehen Knoblauch 2-3 El Kürbiskernöl etwas Salz und Pfeffer Für die Garnierung: Kürbiskerne
Zubereitung:
Tipp: Den Kürbiskernaufstrich mit ganzen gerösteten Kürbiskernen garnieren. Dazu passt am besten ein selbstgebackenes Brot
Falls ihr nun auch interesse an dem leckeren Öl habt, oder euch noch Fragen auf der Seele brennen habe ich euch anbei auch den Kontakt zu Familie Nendwich.
Walter und Christine Nendwich Kattau 66 3730 Eggenburg Austria Tel.: +43 677 63526699